Mehr Zeit für Kind und Karriere (Quelle: web.de)
Eltern brauchen mehr Zeit für Kind und Karriere
Nürnberg (dpa) – Mütter und Väter in Deutschland sollten die Möglichkeit für eine Karriere auch nach dem 40. Lebensjahr bekommen. Diese Ansicht vertreten Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg.
„Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Wandel, der den Druck von den Menschen nimmt, im Alter zwischen 30 und 40 sowohl Kinder- wie Karrierewünsche umzusetzen“, sagte Christine Wimbauer von der Uni. Die Zeit zwischen 30 und 40 sei zu einer Art „Rushhour“ des Lebens geworden, in der Familie, Beruf und Partnerschaft vereinbart werden müssten. „Das stellt viele Doppel- Karrierepaare vor massive Probleme“, erklärte Wimbauer.
„Wir müssen das Zeitfenster für die Karriere nach oben schieben und es Männer wie Frauen ermöglichen, auch nach dem 40. Lebensjahr ihren beruflichen Aufstieg zu beginnen.“ Gleichzeitig müssten Frauen, die in der Ausbildung Kinder bekommen, gesellschaftlich stärker anerkannt werden, sagte Wimbauer. Die Soziologin ist Leiterin der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe „Liebe, Arbeit, Anerkennung“, die im Januar 2006 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für zunächst vier Jahre eingerichtet wurde.
Erforscht werden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen bei so genannten Doppel-Karrierepaaren, in denen beide Partner ihrem Beruf einen hohen Stellenwert zuweisen. Die Gruppe befragt unter anderem Paare, Personalberater und Verantwortliche in Firmen und will auch Ungleichheiten in der staatlichen Versorgung untersuchen.
„Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass sich die meisten Paare eine bessere Kinderbetreuung wünschen“, sagte Wimbauer. Doch auch die Firmen seien gefragt. „Die Arbeitszeiten müssten flexibler sein, um Job und Familie besser vereinbaren zu können.“ Zudem hätten mehrere Frauen in Interviews berichtet, dass sie nach der Rückkehr aus der Elternzeit in eine schlechtere Position versetzt worden seien. „Da muss etwas passieren, denn in Zukunft wird es immer mehr solcher Paare geben, da mehr Frauen studieren und in ihrem Beruf arbeiten wollen.
Kommentar Thomas von der Wehl:
ein interessanter Ansatz, der mit einigen Maßnahmen flankiert werden kann. Zum Beispiel: Die Studiengänge dauern zu lange. Wer erst mit 30 in den Beruf kommt, ist voll in der Rush-Hour, bevor er erstmals Geld verdient. Die Kinderbetreuung muss enorm verbessert werden und Profis überlassen werden. Was heute bei der Erziehung passiert, spiegelt die PISA-Studie eindrucksvoll wieder. Das Verschieben der Karriere nach hinten sollte eigentlich auch kein Problem sein. Ein heute 40-jähriger Mensch ist idR. in der geistigen und körperlichen Konstitution, wie früher ein 30 Jähriger. Nur die Arbeitgeber haben dies oft noch nicht realisiert.